Köln – Was nutzt das schönste Dixi-Klo, wenn es am Rande einer feiernden Menge steht, man selbst aber mittendrin? Was, wenn die Schlange vor der Toilette mehr Geduld fordert, als die volle Blase Zeit lässt? Was gegen den siegesgewiss lächelnden Mitarbeiter des Ordnungsamtes tun, der mit verschränkten Armen neben dem Erlösung versprechenden Gebüsch steht? Drängende Fragen in Köln zur Karnevalszeit. Die Lösung liegt nun beim Rewe am Eigelstein an der Kasse. Geziert von einem Slogan, der wie eine Kampfansage an alle städtischen Strategien gegen Wildpinkler klingt: „Feel free to pee“ (Fühl dich frei zu pinkeln). Urinbeutel. Unisex-Füllstutzen. 900 Milliliter Fassungsvermögen. Biologisch abbaubar. Runtergesetzt.

„Karneval kommt,Pipi auch“

Das Prinzip ist bekannt. Die Bundeswehr hält sie für längere Panzerfahrten vor. Gefechtslagen hat auch der Hersteller der Beutel vom Grabbeltisch im Blick: „Für Karneval und das Festival.“ Oder, wie Rewe das Produkt anpreist: „Karneval kommt, Pipi auch.“ Mit ihnen kann man es hemmungslos laufen lassen. Das Produkt sei zu 100 Prozent biologisch abbaubar, verspricht die Herstellerfirma. „Dank einem organischen Zusatzstoff, und dem Urin selbst wird der Abbau unterstützt. Das Additiv ermöglicht Mikroorganismen, den Kunststoff als ,leckere Mahlzeit’ zu erkennen und zu zersetzen.“ Wohl bekomm’s. Argumente, die die Stadtverwaltung überzeugen können? Die geht seit Jahren auf breiter Front gegen das Wildpinkeln in Grünanlagen, gegen Wände und in Hauseingängen zu Karneval vor.

Rund 700 mobile Toiletten stehen Weiberfastnacht und Rosenmontag in der Stadt. Wer sie verschmäht, der zahlt. Bis zu 200 Euro je nach Zielobjekt. Dann doch besser in den Beutel als gegen den Dom pinkeln? Anderseits, wenn ich einen Beutel mit Urin in die Mülltonne oder in die Landschaft schmeiße, ist das dann nicht auch Wildpinkeln – nur über Bande? „Nein“, sagt ein Stadtsprecher auf Nachfrage der Rundschau. Das müsse fein unterschieden werden. Mit dem Urinbeutel verhalte es sich nämlich wie mit dem Beutel für Hundekot. „Darf in den Müll, aber nicht in die Natur.“ Läuft.