Klare Niederlage für FCMehr als 60 Prozent sind gegen Ausbau am Geißbockheim

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Geißbockheim

Das Geißbockheim im Grüngürtel. 

Köln – Das Volk hat gesprochen – oder zumindest der Teil, der sich aktiv am Ausbau des 1. FC Köln am Geißbockheims beteiligt hat. Und das Ergebnis dürfte den Club nicht freuen. Nach Rundschau-Informationen haben sich mehr als 60 Prozent der 7145 Eingaben gegen den Ausbau des Geißbockheims am Grüngürtel ausgesprochen. Exakt 60 Prozent entsprechen 4287 Eingaben. Allerdings: Nicht die reine Masse zählt, wenn die Verwaltung die Beiträge bewertet, sondern auch die Qualität. Trotzdem ist die Zahl ein Statement: Die Mehrheit ist demnach gegen den Ausbau.

Geißbockheim: Rekord bei der Bürgerbeteiligung

Sowohl Ausbau-Gegner wie der Bund für Naturschutz Deutschland (BUND) als auch der FC hatten vorgefertigte Formulare oder Vorgaben veröffentlicht. So konnten die Menschen mit relativ wenig Aufwand eine Eingabe abgeben. Ob sie tatsächlich qualitativ gut sind, ist die andere Frage. Die 7145 Eingaben zwischen 4. Juli und 30. August 2019 waren ein Rekord für Bürgerbeteiligungen in Köln. Aber nicht jede Eingabe steht für einen Bürger, es können auch mehrere eine Einlassung unterzeichnen.

Der Fußball-Erstligist will ein zweigeschossiges Nachwuchs-Leistungszentrum direkt am Geißbockheim bauen, zudem auf der nahe gelegenen Gleueler Wiese drei Kunstrasenplätze und vier Kleinspielfelder für die Öffentlichkeit erstellen. Mehr als 20 Millionen Euro soll das kosten. Das Vorhaben sorgte vor allem 2019 für viel Streit zwischen Umweltschützern und FC-Unterstützern, kaum ein Thema wurde in Köln so emotional diskutiert.

Alles zum Thema Henriette Reker

1. FC Köln: Nachwuchs könnte woanders trainieren

Nach Rundschau-Informationen könnte der Club möglicherweise seine Pläne reduzieren, also die jüngeren Jahrgänge im Nachwuchsbereich woanders trainieren lassen oder nicht alle Plätze bauen.

Schon Ende 2016 hatte Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) zwei statt drei Plätze als Kompromiss genannt – doch sowohl ein Großteil der Politik als auch der FC wiesen den Vorstoß ab. Kommt er nun wieder ins Spiel? FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle verneinte das am Donnerstag gegenüber der Rundschau: „Es ist nicht die Zeit für Kompromissverhandlungen. Wir ziehen das Verfahren durch, wie es geplant ist.“

Geißbockheim: Gibt es vor der Wahl eine Entscheidung?

Seit 2015 läuft das Verfahren, die 7145 Eingaben waren die zweite Bürgerbeteiligung, es steuert auf die Entscheidung zu. Bis Mai will Baudezernent Markus Greitemann eine Entscheidungsvorlage in die Politik einbringen und sich nach Sichtung der Bürgerbeiträge für oder gegen den Ausbau aussprechen. 

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Aber ob der Rat über ein solch prestigeträchtiges Projekt tatsächlich noch vor der Kommunalwahl am 13. September entscheidet? Daran zweifeln nicht wenige – zumal Reker im August von den Plänen an dieser Stelle abgerückt war. Sie brachte urplötzlich Marsdorf wieder als Standort ins Spiel. Sie sagte: „Mir wäre es am liebsten, mit dem FC eine gute und einvernehmliche Lösung zu finden.“ Der vom Rat beschlossene Klimanotstand sei ernst gemeint.

Alexander Wehrle: Der FC ist gesprächsbereit

Trotz Rekers Abrücken steht bislang eine politische Mehrheit zu dem Ausbau: SPD, CDU und FDP bejahen das Projekt und vereinen genug Stimmen im Rat – falls das Gremium in der aktuellen Zusammensetzung überhaupt über die Frage entscheidet. Denn nach der Wahl am 13. September ist die Lage möglicherweise eine andere. Eine Strategie der Gegner – unter anderem der Grünen – könnte sein, die Entscheidung über den Wahltag hinauszuschieben. 

Laut Wehrle war und ist der Club immer gesprächsbereit, aber jetzt müsse erst das Verfahren beendet werden. Aus dem Verein ist zu hören, dass der Stadtrat Farbe bekennen müsse. Mittlerweile hat der FC eine Task-Force zum Ausbau gegründet. Darin sitzen unter anderem Walther Boecker und Ho-Yeom Kim, beide sind auch im Mitgliederrat, sowie der neue Aufsichtsratsvorsitzende Jörn Stobbe. Sie sollen sich um das Projekt kümmern und die Gremien informieren.  

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